Die folgenden Texte stammen von meiner ehemaligen Website www.groenje.de und wurden mir vor einigen Jahren von Herrn Bernd Petermann (bis 2011 Diakon der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Nettelrede und Luttringhausen) zur Verfügung gestellt. Sind sind nicht mehr aktuell.
Inmitten des Ortskerns des 1000jährigen Dorfes Nettelrede am Deisterhang liegt die Sankt-Dionysius-Kirche. Die Kirchengemeinde besteht aus den Dörfern Nettelrede und dem nördlich gelegenen Dorf Luttringhausen mit seinem Gut. Die Einwohnerzahl beider Dörfer gemeinsam betrug 1999 : 761 Personen. Nettelrede- Luttringhausen ist die kleinste Kirchengemeinde des Kirchenkreises Hameln- Pyrmont. Die Sankt- Dionysius- Kirchengemeinde gehörte im Mittelalter als Patronatskirche zeitweise dem Kloster Wülfinghausen. Seit dem Jahre 1561 ist die Sankt- Dionysius- Gemeinde dem lutherischen Bekenntnis verpflichtet. Die Kirchenbücher gehen zurück bis in die Zeit vor dem 30jährigen Krieg. In ihnen finden sich Aufzeichnungen aus dieser Schreckenszeit. Vor dem großen Verwüstungszug des bayerischen Feldherrn Tilly 1625/ 26 ins Niedersächsische, um die Protestanten niederzuwerfen, flüchtete der damalige Pastor Laurentius Weber ( hier Pastor von 1600 - 1632 ) mit seinen Gemeindegliedern in die Wälder des Deister. Über das schwere Jahr 1626 mit der im Gefolge des Kriegszuges grassierenden Pest berichtet er : "Sein also dies Jahr Kindlein geboren und getauft acht, dagegen an der Pest gestorben 109." Daneben finden sich bei ihm gereimte Spruchweisheiten wie : " Die Münze, Krieg und theure Zeit Vielen Menschen bringt groß Herzeleid." oder: " Ach Gott, vom Himmel sieh darein, Wie wird gequälet das Volk dein : Mit Raub und Brand , mit List und Mord Mit Pestilenz und Teurung fort, Wie solches zuvor ist nie erhört."
Von der mittelalterlichen Kirche steht nurmehr der alte , aus Natursteinen erbaute Wehrturm mit Stufengiebel. In den Jahren 1862 und 1864 - Pastor war damals von 1849 - 1888 Ernst Otto Holscher-ließ der hannöversche Baurat Conrad Wilhelm Hase das mittlerweile baufällige Gotteshaus abreißen und an gleicher Stelle eine neugotische Kirche mit 300 Sitzplätzen - an den Turm - erbauen. Mit diesem Kirchbau ließen die Nettelreder zugleich eine Orgel einbauen , von dem Orgelbaumeister Giesecke aus Göttingen. Diese Orgel ist im Jahre 1999 aufwendig renoviert und in den ursprünglichen Zustand zurück versetzt worden. Im Zuge der Gebietsreform 1973 tauschte die Kirchengemeinde ihr altes Pastorat und ihr Gemeindehaus gegen die "Alte Schule", erbaut 1891, ( mit einem Nebengebäude ) ein. Die ehemalige Schule ist nunmehr Pfarrhaus - im ehemaligen Klassenraum finden nun Gemeindeaktivitäten statt. Das Nebengebäude wird als "Winterkirche" genutzt. Denn die St.- Dionysius- Kirche ist nicht beheizbar. So finden die Gottesdienste vom Erntedankfest bis zur Konfirmation in der "Winterkirche" statt. Trauerfeiern bei Beerdigungen hingegen finden - da der kirchliche Friedhof keine Kapelle besitzt - in der ungeheizten Kirche statt. Kirche, " Winterkirche" und Pastorat bilden nun eine Einheit im Dorfkern. Prägend in den letzten 100 Jahren waren für die Nettelreder Kirchengemeinde durch ihre längerfristige seelsorgerische Tätigkeit :
Pastor August Wilhelm Katz von 1888 - 1929
Prediger Hermann Mühle von 1945 - 1963
Pfarrverwalterin Armgard von Bülow von 1979 bis 1985, ( verstorben am 11. Juli 2000 in Hildesheim )
Bereits Pastor Katz wurde bei seinem Ausscheiden aus dem Dienst mitgeteilt, daß die Nettelreder Gemeinde zukünftig nicht mehr mit der Wiederbesetzung ihrer Pfarrstelle rechnen kann. Die St. Dionysius- Gemeinde wurde seit dieser Zeit von den Nachbargemeinden Eimbeckhausen und Bad Münder mitversorgt, bis auf die Ausnahmezeiten unter Prediger Mühle und Frau von Bülow. Zur Zeit wird die Kirchengemeinde pfarramtlich von Diakon Bernd Petermann versorgt.
Mit diesem Grußwort stellte sich unsere Kirchengemeinde beim Begrüßungsgottesdienst der neuen Kirchengemeinden im Gottesdienst am 07.01.2001 im Münster zu Hameln vor:
Du näherst dich dem Deister auf Straßen oder Wanderwegen, da siehst du am Deisterhang Nettelrede gelegen.
Ein Dorf vor Bad Münder, der Söltjerstadt,
ein Ort, der seine Kirche noch mitten im Dorfe hat.
Luttringhausen, Nettelrede - seit jeher vereint,
Nettelrede: "Ort im Tal der Nesseln" meint.
Kleine Gemeinde, 700 lutherische Seelen. Ein kleiner Ort, ich will es nicht verhehlen : kein Kaufmann mehr, den Dorfkrug aufgegeben,
und dennoch, ein reges vereinsliches Leben.
Vereinsleben enorm - doch Schockschwerenot:
heut betrachtet man Kirche als Zusatzangebot.
Früher war´s anders, ich muß es euch sagen,
da tat man was wirklich Beachtliches wagen:
Das Kirchlein, unscheinbar, von der Zeit verschlissen, wurde 1863 - als Hannover noch königstreu - abgerissen, und mit königlicher Genehmigung, das ist keine Phrase,
erbaute es neugotisch der Baumeister Hase.
Ansehnlich, die Kirche - ohn alle Frage,
nur fehlt eine Heizung - im Winter ´ne Plage.
Doch in die Kirche, man war schließlich wer,
kam auch eine Orgel - von Göttingen her.
Für Gott, König und Welfenland,
hatte man offenes Herz und fleißige Hand.Heute?
Die Kirche, zwischen Dorfkrug und Schule gekauert, hat manche Vakanz - schlicht und recht - überdauert. Denn im 29. Jahr des nunmehr letzten Jahrhundert, war Pastor Katz, 40 Dienstjahr hier, sehr verwundert.
Denn da gab die Kirchenbehörde bekannt: "Die Gemeinde, weil klein, wird dauervakant".
Doch der Vorstand der Kirche , ganz unverdrossen, klopfte, wie die bittende Witwe, an Türen verschlossen.Und wie besagter Richter entnervt kapituliert, hat das Landeskirchenamt vor 7 Jahren tituliert:
"Ihr sollt haben eurer Bemühungen Lohn,
nein, keinen Pastor - ´nen halben Diakon.
Aber - auch das sei euch weiter bekannt :
Die Gemeinde, weil klein, bleibt dauervakant".
Und später, um noch weiter zu sparen: "Ab 2001 zur Suptur - müßt ihr nach Hameln fahren".
Ja, Gottes Wege sind unergründlich, doch eines gilt, das bleibt doch kündlich:
Es kündet die Kirche, im Dorfe gelegen,
dem Herrgott zur Ehr, den Christen seinen Segen.
Sie zeigt dem Dorf - ganz unverwandt: "Gottes Segen liegt auf Mensch und Land".
Denn - das sei zum Schluß auch noch bekannt: